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Ein Stück unrühmlicher Psychiatriegeschichte jetzt im Kino:

Der Film «Das Deckelbad»

Das Deckelbad

Weil Katharina Walser und ihr Mann Tres Tannbühler nicht den rigiden Vorstellungen von Anstand, Sitte und Moral der damaligen Gesellschaft entsprechen, geraten sie in die Mühlen der Behörden und der Justiz. Der bösartige Gemeindeammann erachtet irgendwann die Zeit zum Eingreifen als gekommen. Er nimmt den Tannbühlers die Kinder weg, Katharina Walser landet für 15 lange Jahre in der Psychiatrie und Tres im Gefängnis. Die Kinder werden versorgt. Der Stoff des Films basiert auf der mehrfach ausgezeichnete Reportage in der WOZ von Stefan Keller über die brutale Verfolgung einfacher Menschen durch die Schweizer Behörden und Psychiater.

Der Film «Das Deckelbad» schildert am Beispiel der spurlos verschwundenen Maria Theresia Wilhelm, ihrem Mann und ihren Kindern, wie Menschen gebrochen und ihre Leben zerstört werden, weil ihre eigenständige Lebensweise dem bürgerlichen Weltbild in die Quere kommt.

Die Österreicherin Katharina Walser kommt in den 1930er Jahren als Serviertochter in die Schweiz. Sie ist voller Hoffnung hier ihr Glück zu finden. Leider nur ein kurzes Glück. Sie verliebt sich in den Bauern Tres Tannbühler, zieht mit ihm zusammen auf den Bergbauernhof. Dann aber läuft ihre Aufenthaltsbewilligung ab, und sie wird von den Behörden in ihre Heimat zurückspediert. Weil sie vom Tannbühler ein Kind erwartet, kehrt sie zurück, und die beiden heiraten. Aber Neid, Misstrauen, Ausgrenzung und Schuldzuweisungen belasten die Beziehung. Die Behörden weisen Katharina in die Psychiatrie ein, Tres landet im Gefängnis. Mit Deckelbädern, Elektroschocks und einer Lobotomie wird Katharina gebrochen.

Die im Film gezeigten Personen sind historisch verbürgt. Sie demaskieren schonungslos die damals herrschende Willkür, Rechtsverweigerung, Gewalt und Menschenverachtung. Das äusserst dunkle Kapitel der damaligen Praxis der Psychiatrie mit ihren verheerenden Folgen für die Opfer harrt weiter noch der Aufarbeitung.

Text: Walter Zwahlen

Das Deckelbad
Spielfilm, 93 min., Regie: Kuno Bont
Darsteller: Simona Specker, Gian Ripf, Hans-Peter Ulli, Jaap Achterberg…
Trailer


Das Buch dazu:
Maria Theresia Wilhelm, spurlos verschwunden Geschichte einer Verfolgung,
Stefan Keller, Fischer Verlag,1993