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Zeitfenster: Hommage an einen kaum gewürdigten Arbeiter, den Wegknecht

Wegknecht

Früher Wegmacher oder Strassenwärter genannt. Vorgänger der heutigen Angestellten des Werkhofs einer Gemeinde, deren Aufgabenkreis die Aufsicht und Besorgung des Strassenunterhaltes oblag. Zu seinen Aufgaben gehörten Belagsarbeiten, Unkrautbeseitigung, Mähen, Winterdienst wie Schneeräumung, Splitten, Salzen der Fahrbahnen und Gehwege. Sowie kleinere Bauarbeiten, Absperrungen, Anbringen und Unterhalt der Signalisation. Im Winter kamen Holzerarbeiten im Wald dazu, weil die meisten öffentlichen Gebäude lange Zeit noch mit Holz aus dem gemeindeeigenen Wald geheizt wurden. Es war eine anspruchsvolle körperliche Tätigkeit mit langen Wegen, welche der Wegknecht verrichtete. Zwar wichtig für die Allgemeinheit, aber wenig geschätzt und schlecht entlohnt. Leider sind die Betroffenen als Menschen, die Zeitumstände und ihre Lebensbedingungen nur spärlich dokumentiert, Bildmaterial gibt es wenig. Verloren für immer sind ihre Biografien als oral history. Eine Lücke in der Geschichtsschreibung, die leider bisher kaum beachtet wurde. In der damaligen Gesellschaft hatten sie keinen Stellwert und blieben zwangsläufig Nichtssagende. Dabei hätten Sie aus ihrer Perspektive bestimmte Aspekte durch ihr Zeugnis erhellen können.



Rückblick:
Ich erinnerte mich daran, dass in meiner Kindheit es in der Nachbargemeinde Köniz den Beruf des Wegknechts noch gab, den ich kannte, welcher mit Schaufel, Besen, Pickel, Hacke und Rechen unterwegs war. Er jätete die Strassenränder, mähte das Gras, entfernte bei den Gullys die Schwemmerde, Liegengebliebenes und. Oft war er mit einem Handkarren unterwegs. Der Wegknecht war eben bis in die 1960er Jahre eine vertraute Figur im Strassenbild. Es war eine spezielle Tätigkeit für Ungelernte, sicher auch ehemalige Heim- und Verdingkinder. Die Bezahlung war schlecht, und nicht in allen Gemeinden existierte ein Arbeitsvertrag mit einem gesicherten Einkommen. Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte wurde der Unterhalt der Wege und Strassen als unentgeltlicher Frondienst praktiziert oder bloss der Einsatz als Taglöhner vergütet, bevor eine besoldete Tätigkeit daraus wurde. Weil er auch die Böschungen mähen musste, durfte der Wegknecht Gras und Heu selber verwerten. Das gab etwas Futter für einige Kaninchen. Die Tätigkeit war vor allem in Wintern mit viel Schnee und Eis streng. Weshalb die Nächte oft kurz ausfielen. Manche hatten einen winzigen Schuppen für ihre Gerätschaften und die Überkleider zur Verfügung. Vielleicht gab es darin einen Tisch oder sogar einen kleinen Kanonenofen für die Mittagspause. Auch damit die nassen Kleider wieder trocknen konnten. Es war eine mehrheitlich einsame Beschäftigung. Etwas Abwechslung brachten im Winter die von Pferden gezogenen Schneepflüge, welche sie mit ihren Schneeschaufeln zu begleiten hatten.

Text: Walter Zwahlen