News

Guido Fluri

Guido Fluri

Wir leben zwar schon mehr als ein Jahrzehnt im 21. Jahrhundert. Die offizielle Schweiz verfährt bei hängigen, diffizilen und meist unrühmlichen Themen oft noch wie in früheren Jahrhunderten nach dem Motto aussitzen. Guido Fluri uneheliches Kind einer minderjährigen Mutter, bevormundet, in frühkindlicher Zeit herumgeschoben, hat dem Historiker Thomas Huonker eine eigene Forschungsstudie zum Thema Heimplatzierung in Auftrag gegeben, weil er die Sache vorantreiben wollte und nicht warten bis zum St.Nimmerleinstag.

netzwerk-verdingt: Was bewog Dich dazu, Dich persönlich und finanziell in der Aufarbeitung der Heimgeschichte zu engagieren?

Guido Fluri: Mein Start ins Leben war nicht immer einfach, das Gegenteil von dem, was man einem Kind wünscht. Die Scham einer unehelichen Mutter im 1000 Seelendorf bekam auch ich zu spüren. Dadurch entwickelte sich eine emotionale Instabilität. Die Krankheit der Mutter, der Tod des Grossvaters, der Brand des grosselterlichen Hauses. So bekam ich nie eine klare Identität. Verheerend die mehrfache Traumatisierung. Die Bewältigung gelang mir nur durch konsequente Therapie. Die erfolgreiche unternehmerische Tätigkeit gab mir zusätzlich die Möglichkeit, auch aktiv meine Geschichte und die diesbezüglichen Themen in Projekte umzuwandeln. Daher gründete ich die Guido Fluri – Stiftung, die sich im Bereich Gewalt an Kindern, Schizophrenie und Hirntumore engagiert.

n-v.: Deine Stiftung finanziert die Studie Kinderheime Schweiz, welche in Arbeit ist. Welchen Auftrag hast Du Thomas Huonker genau erteilt?

G.F.: Es war mir ein Anliegen, dass die Geschichte der Kinderheime in der Schweiz aufgearbeitet wird. Nicht am Beispiel von Hunderten, sondern die Grundlagen, die grossen Leitlinien.

n-v: Was erwartest Du von dieser Forschungsarbeit?

G.F.: Vor allem neue Erkenntnisse.

n-v: Du hast das ehemalige Heim in Mümliswil erworben, wo Du selber kurze Zeit warst, und hast dort ein Museum eingerichtet, das die Heimgeschichte dokumentieren soll. Was versprichst Du Dir davon?

G.F.: Haus und Museum sollen eine Gedenkstätte für die nächste Generation werden. Auch ein Ort für Studienprojekte, Workshops, Projektwochen. Es bietet die entsprechenden Übernachtungsmöglichkeiten und Arbeitsräume. Weiter wurde mit IT-Fachleuten eine Wissensdatenbank erarbeitet, deren Dokumente öffentlich zugänglich sind. Es war mir wichtig, eine vielfältige Plattform zu dieser Thematik zu schaffen.

Interview: Walter Zwahlen

Guido Fluri Stiftung
Kinderheime in der Schweiz