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Hans Krüsi, Maler (1920-1995)

Hans Krüsi

Ein Ausnahmetalent in der Bilderwelt, weil niemand ihn förderte, er eigentlich nie irgendwo zuhause war, und er seinen Weg selber suchen musste. Seine Lebensbedingungen waren hart, immer wieder musste er umziehen. Seine Schaffenskraft war immens und lange war sein Werk nur einigen wenigen Menschen bekannt. Zum Glück wurde er 1971 entdeckt, und es folgten diverse Ausstellungen, welche sein Schaffen endlich würdigten.

Lebenslauf:
Hans Krüsi war ein uneheliches Kind der Emma Krüsi und wuchs erst bei Pflegeeltern in Speicher Appenzell auf. Mit zwei Jahren kam er bis zum Ende der Schulzeit ins Waisenhaus der Gemeinde. Mit einer schlechten Schulbildung und einigen Jahren Arbeit als Knecht und Gärtnergehilfe in verschiedenen Teilen der Schweiz zog er 1947 nach St. Gallen und machte sich Ende 1948 selbständig. Er fuhr frühmorgens von St. Gallen an die Zürcher Bahnhofstrasse und verkaufte Blumen, die er entweder selbst in den Alpen gepflückt oder im Grosshandel gekauft hatte. Die prekären Lebensverhältnisse und seine eher schwächliche Konstitution führten ihn im Herbst 1968 zu einer rund sechsmonatigen Erholungskur auf dem Walenstadtberg.

Mit 16 Jahren begann er zu fotografieren, 1975 begann er auch zu malen. Er malte vorwiegend auf Packpapier, Karton oder Servietten, den ihm überall und kostenlos verfügbaren Unterlagen. Später arbeitete er mit verschiedensten Techniken und Materialien. Seine bevorzugten Motive – allesamt seiner unmittelbaren Lebenswelt entnommen – waren Tiere, besonders Kühe, daneben Pflanzen, Häuser, sein Wohnquartier Lindebühl sowie die appenzellische Hügellandschaft.

Seit Mitte der siebziger Jahre verkaufte Krüsi auf seinem Zürcher Blumenstand auch eigene Zeichnungen und Malereien. Dabei war er so erfolgreich, dass er bald mehr Geld mit seinen Bildern als mit seinen Blumen verdiente. Als er im September 1995 an einem Lungenemphysem starb, war er ein reicher Mann geworden. Anfang 1981 stellte die Buchmann Galerie in St. Gallen zum ersten Mal seine Bilder aus, dann, noch im selben Jahr, die Galerie Anton Meier in Genf. Damit wurde die Aufmerksamkeit der Schweizer Presse und der Kunstszene an dem sonderlichen Aussenseiter und originellen autodidaktischen Künstler geweckt. Krüsi konnte in der Folge seinen Blumenstand bald aufgeben und sich ganz dem künstlerischen Schaffen widmen. 1991 erschien die bisher einzige Werkmonographie mit zwei Essays zu Leben und Werk sowie 91 farbigen Bildtafeln.

1992 erhielt Krüsi von den Appenzeller Bahnen den Auftrag, einen Bahnwagen, genauer einen Velowagen, zu bemalen. Einen Monat lang wurde er täglich von einem Bahn-Mitarbeiter abgeholt und zum Depot nach Herisau gefahren. Neun Blechtafeln wurden rund um den Velowagen montiert, die Krüsi mit Motiven des Appenzellerlandes bemalte. Sein Honorar für die Auftragsarbeit war ein lebenslanges 1. Klasse-Billett und die Auszeichnung zum 1. Ehrenfahrgast der Appenzeller Bahnen. Ein halbes Jahr lang rollte der Velowagen durch die Gegend. Danach verschwanden die Tafeln für 30 Jahre im Bahndepot Herisau.

Krüsis Nachlass umfasst neben rund 4'000 Bildern und Zeichnungen eine grosse Menge von Fotografien, Negativen, Polaroids, sowie Tonbandaufnahmen und Toncollagen, dazu eine Reihe von Prosatexten und Gedichten. Das Kunstmuseum Thurgau, in der Kartause Ittingen, wo sein Nachlass verwaltet wird, veranstaltete vom 8. April bis zum 7. Oktober 2001 eine erste Werkübersicht.

Text: Walter Zwahlen/Christof Berger

Bücher:
Peter Killer, Peter E. Schaufelberger: Hans Krüsi. Säntis, Urnäsch 1991 (2. A. 1995), ISBN 3-907993-01-2
Markus Landert, Dorothee Messmer (Hrsg.): Auch ein Nichts kann etwas werden. Niggli, Sulgen 2001, ISBN 3-7212-0414-X (= Katalog zur Ausstellung in der Kartause Ittingen

Film:
Hans Krüsi - Auch ein Esel trägt schwer, Schweiz 2004, Regie: Andreas Baumberger