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Unser 150. Newsletter zu Ehren von
Paul Senn, Photoreporter
Ein Meilenstein in der Garde der bedeutenden Fotografen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Als wacher Zeitzeuge schuf er bedeutende Bilder von Zuständen in der damaligen Gesellschaft, von Glanz und Elend. Paul Senn war stets ein kritischer Geist, welcher sich nicht vereinnahmen liess, sondern die Ungereimtheiten im politischen und sozialen Bereich ungeschönt sichtbar machte.
Würdigung:
Paul Senn ein vielseitiger, unermüdlicher Schaffer. Fotograf mit Leib und Seele, weil er an den Beruf und den Wert der Bilder als Zeitdokumente glaubte. Seine Bilder stehen auch als Mahnung gegen Kriege, Krisen, Unrecht und Willkür. Ihn interessierte immer der einzelne Mensch unabhängig von seinem sozialen Stand. Er zeigte individuelle Schicksale in unterschiedlichen Lebenswelten. Von 1922 bis 1930 war er in mehreren Ländern Europas unterwegs. Insgesamt erschienen seine Reportagen in über 20 Illustrierten, darunter die Zürcher Illustrierte (1930-1941) und die Schweizer Illustrierte (1941-1953). Besonders engagierte Bildberichte publizierte er im Aufstieg oder in der Nation. So wurde er auch zu einem wichtigen Sprachrohr für die Sprachlosen. Sein politisches und soziales Engagement ist in seinem Werk stets sichtbar. Und gerade Minderheiten waren ihm lebenslang ein zentrales Anliegen.
Biografie:
Geboren am 14. August 1901 in Rothrist , gestorben am 25. April 1953 in Bern. Nach dem Besuch der Primar- und Sekundarschule in der Stadt Bern erlernte Senn um 1917 den Beruf des Reklamezeichners und Retuscheurs. Nach Abschluss seiner Ausbildung arbeitete er in verschiedenen europäischen Städten und ab 1922 als Grafiker in Lyon. Er wurde 1924 Bildredaktor bei den Basler Nachrichten, wo seine ersten Fotos erschienen. 1927 und 1928 hielt er sich in Mailand, Genua, Deutschland, Belgien, Frankreich und Barcelona auf. Nach diesen Reisen eröffnete er sein eigenes Grafik- und Werbeatelier in Bern. In den 1930er Jahren arbeitete Senn als Fotoreporter für die Zürcher- und Berner Illustrierte und bereiste Frankreich, Italien, Spanien und den Balkan. 1937 begleitete Senn einen Hilfskonvoi des Schweizerischen Komitees für die Kinder Spaniens ins Kriegsgebiet des Spanischen Bürgerkriegs und berichtete darüber in einer Sondernummer der Zürcher Illustrierten. 1939 reiste er in die USA. Während des Zweiten Weltkriegs leistete Senn Aktivdienst als Armeefotograf in der Sektion Heer und Haus. Nachdem die Zürcher Illustrierte ihr Erscheinen 1941 einstellen musste, arbeitete Senn für die Schweizer Illustrierte und für Sie + Er. Von 1942 bis 1944 bereiste er mehrmals Südfrankreich und berichtete über die Aktivitäten des Schweizer Hilfswerks und die Aufbauarbeiten in Lyon. Nach Kriegsende 1945 bereiste Paul Senn im Auftrag des Schweizerischen Roten Kreuzes und der Schweizer Spende die europäischen Kriegsgebiete und fotografierte in Deutschland und Frankreich. Für die Schweizer Illustrierte weilte er 1946 in den USA und besuchte New York und die Schweizer Kolonien. 1947 begab er sich auf Einladung der Schweizer Spende nach Finnland und Deutschland und dokumentierte den Wiederaufbau. 1950 folgten Reisen nach Deutschland, Frankreich, Italien und England. Er gründete 1951 mit Werner Bischof, Walter Läubli, Gotthard Schuh und Jakob Tuggener das Kollegium der Schweizerischen Fotografen. 1952 wurde er Mitglied des Werkbundes.
Texte: Walter Zwahlen
Bücher: Paul Senn Fotoreporter
Bei der Aufarbeitung des Archivs fanden sich kürzlich einige Bilder teilweise ohne Legende. Standort und Aufnahmejahr konnten inzwischen herausgefunden werden. Bild 1/2: Kinderheim Kehrsatz 1946. 1) Der Holzverkauf war eine wichtige Einnahmequelle. 2) Der Amtsvormund. |
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Bilder 3/4: Oberländisches Verpflegungs- und Armenheim Utzigen. Zeitgenössische Reportage dazu. Copyright Fotos: Paul Senn, FFV, Dep. KMB. © Gottfried Keller Stiftung, Bern. |