Zeitzeugen


Veronika Ursula Ammann-Lehmann

Ich wurde im Frühjahr 1950 zusammen mit meinem Zwillingsbruder in Dürrenäsch geboren. Später zogen meine Eltern in Dürrenäsch in eine andere Wohnung Richtung Teufenthal, wo wir bis 1954/55 blieben. Meine Eltern waren 1948 aus Schlesien/Polen zusammen mit meiner älteren Schwester in die Schweiz emigriert. Die Schwester war damals drei Jahre alt. Der Vater hatte meine Mutter und die Schwester über die polnisch, deutsche Grenze geschmuggelt. Die Familie kam nachdem Grenzübertritt zuerst nach Brunnen/Schwyz in die Quarantäne. Dort wurde 1948 mein älterer Bruder geboren.

In der Gemeinde Dürrenäsch fand die Familie danach definitiv Aufnahme. 1951 kam noch unser Halbbruder Heinz auf die Welt. Etwas später zogen wir nach Lenzburg. Dort besuchte ich den Kindergarten und die 1. Klasse der Primarschule. Nach einer Tuberkuloseerkrankung und nachfolgender Operation kam ich 1957 für ein Jahr zur Kur und Ausheilung in ein Heim nach Amden im Kanton St. Gallen. Kaum war ich zurück bei meinen Eltern, hatten diese einen heftigen Streit. Wir Kinder wurden von den Behörden weggenommen. Heinz, mein Zwillingsbruderund ich kamen in ein privates Heim nach Speicher in Appenzell. Die ältere Schwester und der Bruder wurden je bei verschiedenen Bauern verdingt. Etwas später haben sich meine Eltern scheiden lassen.

Die 2. Klasse der Primarschule besuchte ich in Speicher. Wo wir drei Geschwister bis 1959 blieben. Die damaligen Pflegeeltern sparten nicht mit Strafen! Nun wurden wir wieder auseinandergerissen. Meine Geschwister sah ich erst 1964 wieder. Von 1959 bis 1965 wurde ich zu einem Bauern nach Stettfurt im Kanton Thurgau verdingt, wo es erneut Schläge gab. Darauf kam ich nach der Schule mit 15 Jahren für das Haushaltlehrjahr nach Unterentfelden im Kanton Aargau. Bei der Familie Scheibler hatte ich in dieser Zeit ein Zimmer.

Dann begann für mich die zweijährige Kochlehre im Altersheim Sonnenberg in Reinach AG , welche ich mit dem Fähigkeitsausweis erfolgreich abschloss. Für meine 1. Stelle als Angestellte kam ich ins Hotel de Famille nach Vevey, wo ich ein Jahr lang blieb. Dann arbeitete ich ein Jahr lang im Spital in Montreux als Köchin. Im Nachbarort, La-Tour-de-Peilz, fand ich eine private Stelle als Köchin bei einem Seidenhändler. Später hatte ich mehrere halbjährige Saisonstellen im Winter im Bündnerland und weiteren Skiorten. Im Sommer wieder in der Romandie oder der Deutschschweiz.

Meine erste Heirat und Ehe waren von kurzer Dauer. Mit dem zweiten Mann ging ich nach Uznach, wo wir während zehn Jahren eine Bäckerei/Konditorei mit mehreren Filialen erfolgreich betrieben. Dort kamen unsere drei Kinder, ein Knabe und zwei Mädchen auf die Welt. Weil mein Mann dann mit einer Lehrtochter liebäugelte, ging unsere Ehe kaputt, und ich musste fortan durch meine Arbeit allein für die Kinder aufkommen, bis diese die Lehre beendeten und volljährig wurden..

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Bilder: zvg